Erstellt am 23. Dezember 2025 von William Böttinger

Höhepunkt der Adventsliturgie – Die O – Antiphonen

Die Adventszeit ist eine erwartungsvolle Zeit, die Glaubenden warten auf das Kommen des Herrn Jesus Christus, der an Weihnachten – so definiert sich dieses Fest – Mensch geworden ist. Er kommt zu uns, um die Welt zu erlösen, wie es die Propheten verheißen haben. In den letzten sieben Tagen vor Weihnachten beschenkt uns die Liturgie der Kirche mit den sogenannten O- Antiphonen vor dem Magnificat in der Vesper. Deren Entstehung ist nicht vollständig erforscht, bekannt sind sie aber seit dem 7. Jahrhundert und bilden einen zentralen Kernpunkt der erwartenden Haltung der Kirche im Advent.

Die Texte der Antiphonen sind biblisch fundiert, so wird beispielsweise am 18. Dezember die berühmte alttestamentliche Erzählung aufgegriffen, nach welcher JHWH Mose im brennenden Dornbusch erschienen ist (vgl. Ex 3). Angefangen am 17. Dezember, an dem die Weisheit besungen wird, bis hin zum 23. Dezember an dem sehr konkret besungen wird „O Emmanuel, unser König und Gesetzgeber; du Hoffnung und Heiland der Völker: o komm, eile und schaffe uns Hilfe, du unser Herr und unser Gott!“, sind die O – Antiphonen mystische Texte, die uns auf das Unglaubliche, was an Weihnachten geschieht, vorbereiten möchten.

Wenn man über die Texte nachdenkt, fällt unweigerlich auf, dass die sieben O – Antiphonen eine klar heilsgeschichtliche Abfolge aufweisen. Sie machen uns darüber aufmerksam, dass das Warten auf den Messias im Advent nicht einfach aus der Luft gegriffen ist, sondern ein notwendiger Prozess für den eigenen Glauben. Sie wollen uns einladen über den Plan Gottes mit uns Menschen nachzudenken.

Der Advent ist oftmals eine hektische Zeit, jetzt in den letzten Tagen vor Heiligabend denke ich darüber nach inwiefern mich persönlich die adventliche Zeit geprägt hat. Lasse ich mich von den biblischen Texten ansprechen? Lasse ich es zu, dass das Eingreifen Gottes in die Welt auch mein eigenes Leben betreffen könnte? Und zum Schluss: wenn wir am 23. Dezember singen „O Emmanuel…o komm, eile und schaffe uns Hilfe“, traue ich das dem kleinen, verletzbaren Kind im Stall von Betlehem zu? Der Welt Hilfe zu verschaffen, wo das ja heute so dringend nötig ist. Das ist für mich eine der zentralsten Fragen in diesem Advent gewesen. Auf das grenzenlose Geheimnis von Weihnachten stimmen die O – Antiphonen jedenfalls sehr gut ein.

 

Wir, die Hausgemeinschaft des Münchner Priesterseminars wünschen Ihnen und Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Das Licht, das uns an Weihnachten aus der Krippe aufstrahlt, möge uns allen auch im neuen Jahr Orientierung schenken und unseren Glauben stärken!