Wenn das Licht die Dunkelheit durchbricht
„Rorate caeli“ – so beginnt ein lateinischer Wechselgesang, nach dem die Roratemesse benannt ist. Der Ruf bedeutet sinngemäß: „Tauet, Himmel, von oben“ und stammt aus dem Buch Jesaja (Jes 45,8). In Bayern ist für diese besondere Adventsmesse auch der Begriff Engelamt geläufig. Er erinnert an die Verkündigung. Maria erfährt vom Erzengel Gabriel, dass sie den Sohn Gottes gebären wird.
Die Rorateämter sind ein fester Bestandteil der katholischen Adventsliturgie und dienen der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, auf die Geburt Christi. Traditionell werden sie häufig in den frühen Morgenstunden gefeiert. Oft zwischen 6.00 Uhr und 7.00 Uhr. Mancherorts auch am Abend. Charakteristisch ist die besondere Atmosphäre: Der Kirchenraum wird dabei meist nur durch Kerzenlicht erhellt. So entsteht eine Stille und Dichte, die viele Menschen als wohltuenden Gegenpol zum Alltag erleben.
Inhaltlich greifen Rorateämter das adventliche Grundthema auf. Das Warten auf den Messias, verbunden mit der Hoffnung, dass Gottes Licht die Dunkelheit durchbricht, ist das wegweisende Thema, das aufgegriffen wird. Gerade in einer Zeit, die für viele von Hektik und Termindruck geprägt ist, setzen sie einen bewussten Akzent. Sie laden ein, um innezuhalten, sich zu sammeln und den Blick neu auf das Wesentliche zu richten.
Historisch waren Roratemessen in vielen Regionen weit verbreitet. In Bayern sind sie bereits seit dem Mittelalter bekannt. Früher begann mancherorts sogar jeder Tag der Adventszeit mit einer Roratemesse. Die Menschen standen dafür sehr früh auf, machten sich zu Fuß auf den Weg und versammelten sich in unbeheizten Kirchen. Schon damals hatten diese Gottesdienste eine besondere Anziehungskraft.
Auch heute erfreuen sich Rorateämter großer Beliebtheit. Sie schenken vielen Gläubigen eine spirituelle Auszeit und eine eindrückliche Einstimmung auf Weihnachten.
„Tauet, Himmel, den Gerechten“ ist eine gebräuchliche deutsche Übersetzung von „Rorate caeli“ und bringt die adventliche Sehnsucht nach Frieden, Gerechtigkeit und Erlösung in poetischer Form zum Ausdruck.
Die Rorateämter führen uns Schritt für Schritt aus der Dunkelheit des Alltags hin zum Licht von Weihnachten, das unser Leben hell machen möchte.