„Vergelt’s Gott“, Benjamin Bihl! – Zum Abschied von der Aufgabe des Subregens

Nach sechs Jahren als Subregens des Priesterseminars München wechselt Dr. Benjamin Bihl zum 1. September die Aufgabe und übernimmt als Pfarrer den Pfarrverband Solln im Münchener Südwesten. Mit Benjamin Bihl verlässt ein hochkompetenter und hochmotivierter Priester die Seminarausbildung, die er nun über Jahre hinweg ganz maßgeblich mitgeprägt hat.
Zunächst hat er seine Kernqualifikation als Dogmatiker in die Seminarkurse des Propädeutikums eingebracht: In einer immer unübersichtlicher werdenden akademischen Welt war es ihm ein großes Anliegen, die Seminaristen zunächst mit den Grundbegriffen und der Logik der systematischen Argumentation vertraut zu machen. Theologisch sicher agieren und theologische Irrwege erkennen kann nur, wer die Grundlagen beherrscht. So sind die Präzision des Begriffs und die Präzision des Denkens in der Lehre Benjamin Bihl stets aufeinander verwiesen.
Über die dogmatische Lehre hinaus hat Benjamin Bihl auch den sogenannten „Zölibatskurs“ über Jahre hinweg gestaltet und weiterentwickelt, in dem sich die Seminaristen in einem zweisemestrigen Curriculum mit Fragen von Identität und Sexualität auseinandersetzen. Diese Themen sind in der Priesterausbildung häufig ausschließlich im Forum internum, also bei Spiritual und bei geistlicher Begleitung verortet; doch auch im Forum externum ist es sehr sinnvoll, sich mit diesen grundlegenden menschlichen und geistlichen Sachverhalten auseinanderzusetzen – schon allein aus Gründen der Missbrauchsprävention. Benjamin Bihl hat sich in diesen Feldern beständig fortgebildet und dabei kenntnisreich und leidenschaftlich eingebracht. Auch über die Seminarkurse hinaus war Benjamin Bihl zu theologischen und kirchenpolitischen Fragen immer ein gut informierter und Gesprächspartner, der seine Argumente gerne pointiert und gewürzt mit kernigem schwäbischen Humor präsentierte.
Ganz nach seinem Prinzip „Ordo et disordo“ gestaltete Benjamin Bihl nicht nur das liturgische Leben, sondern war im Hintergrund für vielerlei Fragen der Studienorganisation und ihrer Weiterentwicklung maßgeblich beteiligt. Auch die Einführung des inzwischen nicht mehr wegzudenkenden digitalen Kalenders im Priesterseminar sowie die Umsetzung der neuen Personalaktenordnung wurde entscheidend von ihm verwirklicht; sein organisatorisches Talent konnte er hier voll zu Entfaltung bringen.
Wie sehr für Benjamin Bihl auch die Menschen und ihre Sorgen jenseits der Welt des Priesterseminars eine wirkliches Anliegen sind, zeigte sich nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, als binnen kürzester Zeit eine große Anzahl von Flüchtlingen nach Deutschland kam: Energisch und unbürokratisch sorgte er spontan dafür, dass eine ukrainische Großfamilie im Gästebereich des Priesterseminars unterkommen konnte. Unermüdlich war er in der Vermittlung von Sprachkursen und Arbeitsstellen sowie in der Kommunikation mit Behörden tätig. Auch die Corona-Zeit sorgte für Herausforderungen, deren Bewältigung in keinem Handbuch vorweg skizziert war: Zusammen mit Regens, Spiritual, der Geschäftsführerin und den Seminaristen sorgte Benjamin Bihl dafür; dass das Seminar auch während der Wochen des Lockdown ein Ort des Lebens und des Glaubens sein konnte. Die gemeinsam gefeierten Kar- und Ostertage sowie die Fronleichnamsprozession mit den vier Altären im Haus werden allen, die damals dabei waren, unvergesslich in Erinnerung bleiben.
Die Jahre, in denen Benjamin Bihl als Subregens im Priesterseminar tätig war, waren gesellschaftlich wie kirchlich äußerst bewegt. Dass es gelungen ist, bei allen Herausforderungen das Münchner Priesterseminar als Ort der Unterscheidung und Entscheidung nach den Bedürfnissen unserer Zeit weiterzuentwickeln, ist nicht zuletzt dem klaren Blick, den Ideen, aber auch der Fähigkeit zur konzeptionellen und konkreten Umsetzung von Benjamin Bihl zu verdanken, aber auch seinem hintergründigen Humor, den er nie vergaß. In einer kleinen, aber herzlichen Abschiedsfeier haben sich Seminarkollegium und Seminaristen, Priester aus den letzten Weihejahrgängen und Gäste von Benjamin Bihl verabschiedet und ihm für allen Einsatz gedankt. Für seinen Start im PV Solln wünschen wir ihm von Herzen alles Gute!
Mit Dr. Michael Shin ist der Nachfolger in der Aufgabe des Subregens bereits benannt. Er wird zum 1. September seinen Dienst antreten und sich auf der Homepage im Herbst selbst vorstellen.





