Erstellt am 5. Dezember 2025 von Subregens Dr. Michael Shin

Unsere Welt annehmen – das Konzil von Nicäa

Das erste Konzil, die Zusammenkünfte aller Bischöfe der Welt, fand im Jahre 325 in Nikäa statt. Heute liegt diese Stadt in der Türkei unweit von Istanbul. An diesem Konzil hat unter anderem der heilige Nikolaus, der Bischof von Myra, teilgenommen, den man heutzutage besser als Santa Claus kennt. Die Einführung von Weihnachten, das Geburtsfest des Herrn am 25. Dezember ist von der Christologie des Konzils, Jesus sei von Anfang an Gottes Sohn, sehr geprägt. Diese Informationen sind noch einigermaßen bekannt. Anders steht es um den wichtigsten Beschluss des Konzils, nämlich den Lehrsatz, dass Jesus Christus „wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“ ist. Was steht dahinter?

Im 2. Jh. kam die Theologie zu dem Schluss, dass Jesus Christus der wahre Gott ist. Hundert Jahre später aber entbrannte jedoch eine Diskussion um die Frage, ob Gott eins oder zwei sind, wenn der Vater „und“ der Sohn Gott sind. Dies schien nicht recht zum Konzept des Monotheismus zu passen. Um diese Frage zu beantworten, nahm man den damals herrschenden philosophischen Strom, den Neoplatonismus, zu Hilfe. Danach ist der Vater der absolute Eine und der Sohn ist ein Mittler zwischen dem Vater und der Welt. Das Verhältnis zwischen dem Vater und dem Sohn wurde also hierarchisch verstanden mit der Folge, dass die Frage nach der Gottheit des Sohnes wieder ins Spannungsfeld geriet.

Arius (260-327), Priester in Alexandrien, bot für diese Frage eine einfache und klare Antwort an, indem er die Gottheit des Sohnes verleugnete. Er schuf einen Superman, indem er einen göttlichen Kopf und einen mit Fleisch gefüllten Körper zusammensetzte. So ist in seiner Christusvorstellung ein Zwischenwesen zwischen Gott und Menschen entstanden, das weder Gott noch Mensch ist. Seine Idee hat damals vielen Menschen befriedigt, wich jedoch von der Überlieferung der Kirche ab und wurde daher nicht von der Kirche angenommen.

Schwierige Fragen lassen sich in der Regel nicht mit einem Fingerschnipsen lösen. Wir stellen uns das Bild der Maria Knotenlöserin in Augsburg vor, das Lieblingsbild des verstorbenen Papstes Franziskus. Man könnte den Knoten einfach mit einer Schere durchschneiden. Er wäre dann zwar gelöst, der Faden aber durchtrennt und kaputt. Angesichts der komplizierten Realität des Alltags sieht man sich nicht selten versucht, die Augen zuzumachen, nur einen Teil eines größeren Bildes wahrzunehmen oder nach einer alternativen Wahrheit zu suchen.

Nein, tragen wir die nicht leicht zu lösenden Probleme aus und nehmen wir unsere Welt an, wie sie ist! Gerade Gottes Sohn hat diese unsere Welt angenommen, indem er Mensch wurde. Mit Nikäa feiern wir die Geburt unseres Herrn, der in der Krippe seinen Platz nimmt, um diese Welt zu heilen.