Seminarfahrt nach Prag
„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Ausbildung im Priesterseminar bedeutet auch, neben dem Studium an der Universität und den Inhalten im Seminar, den Horizont zu weiten und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Was eignet sich da besser als eine Studienreise? So machten wir – die Hauskommunität im Wintersemester 2025/26 – uns auf in die Hauptstadt der tschechischen Republik: Prag.
Kaum hatten wir die bayerisch – tschechische Grenze passiert, machten wir schon unseren ersten Halt in der böhmischen, 1785 im Zuge des Josephinismus aufgelösten Benediktinerabtei Kladruby (dt.: Kladrau). Dort erhielten wir eine sehr informative Führung, der ein oder andere Reiseteilnehmer zeigte sich dann aber von der Säkularität des heutigen Tschechiens auch etwas überrascht. Gestärkt von einem guten Mittagessen, fuhren wir weiter Richtung Prag.
Dort angekommen begrüßten wir sodann geistlich das Prager Jesulein, ein Gnadenbild Jesu, das seit dem 16. Jahrhundert weltweit verehrt wird. Am Abend wurden wir durch den deutschen Auslandsseelsorger in Prag, Pfarrer Lothar Vierhock aufs herzlichste willkommen geheißen und hatten die Gelegenheit, über seine Arbeit in Prag zu erfahren. Diese Begegnung wurde für uns auch deshalb besonders interessant, weil wir durch den Vertreter der deutschen Minderheit in Tschechien Herrn Martin Dzingel, vieles über die doch manchmal nicht ganz so einfach, historische Verbindung zwischen Tschechien und Deutschland lernen durften.
Am zweiten Tag unserer Reise erhielten wir Einblick in die aktiv bestehende Prämonstratenser-Abtei Strahov. Besonders die barocke Klosterbibliothek, aber auch die Einblicke über das Ordensleben in einem sehr säkularen Land, wird die meisten von uns nachhaltig beeindruckt haben. Nachdem wir am Abend eine sehr gelungene Aufführung von Mozarts Le nozze di Figaro genießen durften, starteten wir am Folgetag in aller Frühe zum Veitsdom, um dort gemeinsam Eucharistie zu feiern. Im Anschluss gewährte uns Erzbischof Jan Graubner im erzbischöflichen Palais Audienz. Im Gespräch erzählte er uns viel von seiner Arbeit und seinen Eindrücken, wie sich das Glaubensleben in Tschechien auch sehr zum Positiven verändert. Diese Begegnung war für uns als Priesteramtskandidaten sehr spannend, da wir Einblicke in die Vor-Ort-Situation der katholischen Kirche bekommen haben.
Entsprechend unserer Herkunft war es naheliegend, dass wir der bayerischen Vertretung in Tschechien einen Besuch abstatten. Sehr freundlich empfing uns der Leiter der bayerischen Repräsentanz Herr Martin Kastler und informierte uns über seine Arbeit, die Zielsetzung und den Auftrag der bayerischen Vertretung in Prag.
Nachdem wir dem bei manchen vielleicht schon aufgetretenen Heimweh nach Bayern, Abhilfe verschafft hatten, trennte sich die Gruppe in zwei Teile. Während der eine Teil der Gruppe den Synagogenrundgang im jüdischen Viertel machen durfte und über das jüdische Leben in Prag vieles lernen konnte, besuchte der andere Teil die Nationalgalerie. Besonders das Wissen über jüdische Kultur und Religion ist für unsere heutige Zeit unverzichtbar, machen sich doch leider in der Gesellschaft wieder antisemitische Ressentiments breit.
Am nächsten Tag unserer Reise besuchten wir einen der wichtigsten historischen Orte Tschechiens, den Weißen Berg. Dieser war Schauplatz einer der ersten großen Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Im dortigen Kloster mit Wallfahrtskirche leben seit 2007 Schwestern der Münchner Benediktinerinnenabtei Venio. Nach sehr spannender Führung über das Gelände, hatten wir die Gelegenheit mit den Schwestern ins Gespräch zu kommen und über ihr Leben zu erfahren. Am Sonntag, unserem Abreisetag, feierten wir gemeinsam mit der deutschen Pfarrei Gottesdienst, aßen gemeinsam Mittag und traten dann die Heimreise nach München an.
Großer Dank gebührt den vielen Menschen, die uns vor Ort so herzlich empfangen haben und sich für uns Zeit genommen haben. Genauso danken wir aber auch unserem Regens Dr. Wolfgang Lehner, der die Organisation und Leitung der Reise übernommen hat. Sie wird sicherlich allen in sehr positiver Erinnerung bleiben.