Ite missa est – Seid gesendet! – Ein Einblick in missionarisches Arbeiten – auch in unserer Zeit

Geistliches Hauswochenende der Kommunität in Sankt Ottilien
In der heutigen Zeit sind Begriffe wie „Mission“ und „Missionierung“ schlichtweg verpönt. Zumindest, wenn man in kirchlichen Kontexten denkt. Auch ich muss zugeben, dass diese Begrifflichkeiten an mancher Stelle auch bei mir ein unangenehmes Gefühl promulgieren. Schließlich fühle ich mich an die Zeit der Kolonisation erinnert, deren Nachwehen nach wie vor offene Wunden sind und deren Menschenbildnis die südliche von der nördlichen Hemisphäre fast zwei Jahrhunderte getrennt haben.
Spannend war jedoch der Kontrast, welcher die Hausgemeinschaft das vergangene Wochenende in der (Missions-)Benediktinerabtei Sankt Ottilien erleben durfte. Im Rahmen eines geistlichen Hauswochenendes zum Beginn des Sommersemesters mit dem Titel „Missionarisch Kirche sein!?“ und mehreren Impulsen wurden uns die christlich-geistliche Dimension der Missionsarbeit nahegebracht – und zwar im Licht der Gegenwart.
Besonders beeindruckend war also neben dem benediktinischen Stundengebet in der Abteikirche die Begegnung mit Erzabt Wolfgang Öxler, welcher uns von den Anfängen des Klosters im 19 Jahrhundert erzählte und dem damit verbundenen Wunsch der Mönche in der Welt missionarisch zu wirken. In seinen Worten lag keine Spur von Triumphalismus, sondern ein ehrliches Ringen um die eigene Geschichte. Er schilderte, wie die ersten Mönche sich auf den Weg machten, getragen von einer tiefen Sehnsucht, das Evangelium durch ihr Leben zu bezeugen.
Über die Jahrzehnte seit der Klostergründung 1884 kamen viele „Ableger“ der Abtei in den ehemaligen Missions-/Kolonialgebieten hinzu, welche heute Zentren der Spiritualität, der Kranken-/ Armenfürsorge und der Begegnung sind: Von Korea bis nach Tansania liegt die heutige Spanne der Missionsabteien.
Eine besondere Überlegung blieb mir im Gedächtnis, welche ich noch mit Ihnen teilen will: Zum Ende eines jeden Gottesdiensts werden auch wir als Christen gesendet, missionarisch zu sein. So hat der lateinische Entlassruf „Ita missa est“ seinen missionarischen Kern in der deutschen Übersetzung vielleicht ein wenig verloren, doch sollen wir Gesendete sein.
In Ottilien kam hierzu ein schönes Bild, welches im Rückbezug auf das Vaticanum II noch passender scheint: Die Kirche ist Mission und die Mission ist die Kirche, wie Erzabt Öxler meinte. Somit ist Mission nicht nur ein äußeres Tun, sondern vor allem (und insbesondere) eine innere Haltung – eine Haltung, die aus dem Gebet kommt, aus der Begegnung mit dem lebendigen Christus, der uns immer wieder neu in die Welt sendet. Diese Identität der missionarischen Kirche, wie sie auch der neue Papst denkt, ist kein rein-institutionelles Programm, sondern eine geistliche, lebendige Wirklichkeit des Miteinanders. Kirche ist immer auf Pilgerschaft, immer auf dem Pilgerweg hin zu den Menschen, immer im Dienst an einer verwundeten Welt, die auf Hoffnung, Heilung und Versöhnung wartet – und all dies aus dem Sendungsbewusstsein des Evangeliums.
Wir werden sehen, wohin uns das führt – bis dahin können wir einander nur zurufen: Ite missa est!

