Erstellt am 16. Mai 2024 von Subregens Dr. theol. Benjamin Bihl

Tage der Bestärkung – Seminaristentag in Speyer

Im Schnitt kommt jeder Seminarist nur einmal während seiner Ausbildung in den Genuss eines Seminaristentags. Im Abstand von fünf Jahren finden die deutschlandweiten Treffen der Priesteramtskandidaten und der Ausbildungsverantwortlichen statt. In diesem Jahr waren ca. 250 Seminaristen vom 10. bis zum 12. Mai in Speyer zu Gast. Gleich mehrere inhaltliche Schwerpunkte prägten die gemeinsamen Tage in Speyer.

Am Freitagabend standen bei der gemeinsamen Vigil Gedanken und Impulse der hl. Edith Stein im Zentrum. Edith Stein hatte zwischen ihrer Taufe und ihrem Eintritt in den Karmel einige Jahre in Speyer gelebt und gewirkt. Ihr Ringen um die Wahrheit des Glaubens stellte den ersten inhaltlichen Schwerpunkt dar. Die Suche nach der religiösen Wahrheit ist ein Ringen um eine Wahrheit, die nur mit dem Einsatz der eigenen Person und des eigenen Lebens gefunden werden kann.

Am Samstag stand die Begegnung mit dem Präfekten des Dikasteriums für den Klerus Kardinal Lazarus You Heung-sik auf dem Programm. Es war ein Ringen um die Konkretion. Wie kann das Ideal des Priesterseins in unserer Zeit und in unserem Land konkret werden? Der Kardinal gab Antworten auf die Fragen der Seminaristen. Der Brückenschlag zwischen dem geistlich-theologischen Wesen des Priestertums und der Verwirklichung auf dem eigenen Berufungsweg bleibt eine Aufgabe für jede Generation an Seminaristen, die ihnen auch ein römischer Kardinal nicht abnehmen kann.

Am Nachmittag standen Dom- und Stadtführungen auf dem Programm. Bei schönstem Sonnenschein konnte dann auch ein wenig die sommerliche Atmosphäre Speyers genossen werden.

Der Abschluss bildete die gemeinsame Feier der hl. Messe am Sonntag im Dom zu Speyer, der Bischof Karl-Heinz Wiesemann vorstand. Die Feier stand auch im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft. Der Bischof von Chartres Philippe Christory war im Rahmen des Jubiläums der Städtepartnerschaft angereist. Bischof Wiesemann stellte in seiner Predigt das „Stacheldrahtseminar“ („Seminaire des barbeles“) ins Zentrum, das von 1945 bis 1947 in der Nähe von Chartres existierte. Es war ein Priesterseminar in einem Kriegsgefangenenlager, das die deutschen und österreichischen Seminaristen auf den geistlich-moralischen Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg vorbereiten sollte. So wurde hier deutlich, dass die Fragen nach Glauben und Berufung auch immer ein Ringen um die Gemeinschaft der Völker darstellt und Menschen aus aller Welt zusammenführen kann.

So können die drei Schlagworte Wahrheit – Berufung – Gemeinschaft den inhaltlichen Weg dieser Tage in Speyer zusammenfassen. Sie sind aber vor allem immer Auftrag, diese Begriffe konkret werden zu lassen und sie mit Leben zu füllen. Wie eine solche Konkretion aussehen kann, wurde in Speyer an verschiedenen Beispielen anschaulich gemacht. Die Aufgabe, dies auch in unserer Zeit zu verwirklichen bleibt, und so waren diese Tage eine Bestärkung, sich dieser Aufgabe auch weiterhin zu stellen.