Rückschau auf das Propädeutikum 2023/2024
Im Folgenden darf ich auf das erste Ausbildungsjahr im Priesterseminar, das sogenannte Propädeutikum (Vorkurs), dankbar und mit Freude zurückblicken:
Das Propädeutikum hat mit einer Einführungswoche begonnen, um insbesondere das Stundengebet der Kirche und auch die Seminarordnung grundlegend kennenzulernen. Das Leben im Priesterseminar ist wesentlich geprägt durch die tägliche Eucharistiefeier und die gemeinsamen Gebetszeiten von Laudes, Sext und Vesper. Ferner fand in der ersten Woche eine Fußwallfahrt entlang der Isar zum Schrein des hl. Korbinian im Freisinger Mariendom statt. Ende September 2023 war Rom, die Ewige Stadt, das Ziel einer sehr schönen Seminarfahrt. Hierbei ist die Begegnung mit Kardinal Kurt Koch im Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen, die Frühmesse in der Kapelle „Madonna delle Partorienti“ in den vatikanischen Grotten unter dem Petersdom mit anschließendem Gebet am Grab von Papst Benedikt XVI. und die Teilnahme an der Ernennung von 21 neuen Kardinälen für die Weltkirche durch Papst Franziskus, das sogenannte ordentliche Konsistorium, besonders hervorzuheben.
Nach sehr fruchtbringenden Exerzitien in Mallersdorf begann der Schwerpunkt des Propädeutikums, nämlich die Kurse in den Sprachen Latein und Altgriechisch. Im Rahmen des Latinums musste ein Text des römischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar über die gallischen Kriege („de bello gallico“) übersetzt werden. Im Unterricht wurden ebenso einzelne katholische Gebete und Lieder sowie Elemente der Eucharistiefeier in der lateinischen Sprache analysiert.
Neben Latein war auch die altgriechische Sprache zu erlernen. Dabei ist es besonders schön, die altgriechische Urfassung des Neuen Testamentes der Bibel anhand ausgewählter Texte und Phrasen zu übersetzen. Denn viele moderne Wörter und Begriffe haben ihren Ursprung in den antiken, biblischen Sprachen.
Zudem absolvierte ich im Wintersemester 2023/2024 ein sehr interessantes Sozialpraktikum in der Obdachlosenhilfe St. Bonifaz im Haneberghaus, das an die dortige Benediktinerabtei im Schwabinger Stadtteil angegliedert ist. Unter der Anleitung von Frater Prior Emmanuel Rotter OSB und seinen Mitarbeitern durfte ich bei der Essensausgabe an obdachlose, bedürftige Menschen und in der Kleiderkammer mithelfen. In der Obdachlosenhilfe werden derzeit an fünf Tagen in der Woche rund 1.600 Menschen mit Getränken und warmen Speisen versorgt, erhalten ärztliche Hilfe und neue Kleidung. Berührend war es für mich, die tiefe Dankbarkeit der Menschen zu spüren. Es bereitet eine innere Freude, in Not geratenen Menschen zu begegnen und ihnen zu helfen.
Im Seminarleben ist die jährliche Priesterweihe im Freisinger Mariendom der absolute Höhepunkt. Bereits am Vorabend wird in der Seminarkirche eine gesungene Vigil gefeiert, die in eine bis in den frühen Morgen des Weihetags fortdauernde, ununterbrochene eucharistische Anbetung mündet.
Das Propädeutikum war für mich in der Rückschau betrachtet insgesamt ein Jahr voller neuer, wertvoller Erfahrungen geistlicher und emotionaler Art, die mich voranschreiten lassen in der besonderen Nachfolge Jesu Christi.
Ich kann jeden jungen Mann, der sich überlegt, ob er zum Priesteramt berufen ist, nur ermutigen, den großen Schritt ins Priesterseminar zur Berufungsklärung und -unterscheidung einmal zu wagen. Eine gute Gelegenheit, das Priesterseminar München kennenzulernen, bieten in jedem Fall die regelmäßig stattfindenden Jugendvespern.