Erstellt am 29. November 2021 von Patrick Meddeb

Neue Seminaristen: Patrick Meddeb – „Wie frei bin ich eigentlich?“

Mein Name ist Patrick Meddeb, ich bin 29 Jahre alt und der vierte Neueintritt in das Münchner Priesterseminar in diesem Jahr und darf mich nun auf diesem Weg vorstellen:

„Was hast Du mit mir vor?“ – Diese Frage begleitet mich seit meiner Schulzeit, genauer seit meiner Firmung. Es ist die Frage, die meine ganze Zunkunft betrifft, meine persönliche Freiheit hinterfragt – was Gott eigentlich mit mir vorhat. Jeder steht wohl auf unterschiedlicher Weise und unterschiedlichen Voraussetzungen vor der schwierigen Aufgabe, eine Antwort für sein ganzes Leben zu finden – mit oder sogar ohne Gott. Mir ist seit meiner Kindheit sehr bewusst, dass der christliche Glaube in der Hoffnung lebt, dass wir in etwas Größeres eingebunden sind, in eine communio mit Gott in der Gestalt Jesu Christi, der uns um sich versammeln will, der unser existentieller Lebenshalt sein will, und zwar bedingungslos – eine Erfahrung, die ich immer tiefer spüren durfte. Derjenige, der mich da fragte, hat nun lange auf eine Antwort warten müssen, obwohl dies eine drängende war.

Ich bin 1992 in München geboren und durfte dann am schönsten Blick Bayerns teilhaben: am Irschenberg im Landkreis Miesbach, wo ich in die Pfarrei hineinwuchs. Nachdem ich in ländlicher Umgebung meine schulische Laufbahn absolvierte hatte, zog es mich im Jahre 2010 wieder in die bayrische Landeshauptstadt, um dort eine Banklehre zu beginnen. Hier sollte sich schnell zeigen, dass ich das geborgene Stadtkind werden und am Münchner Dom meine kirchliche Bindung als Domministrant weiterführen, dort die kirchliche Gemeinschaft sogar vertiefen durfte – wo in einer großen Stadt der Glaube Brücken schlug. Nach einer vierjährigen beruflichen Tätigkeit schaffte ich 2016 den Sprung an die Ludwigs-Maximilians-Universität, wo ich Katholische Theologie studieren darf, die meine Gottesbeziehung auf ganz neue Weise herausfordert. Begleitet und geprägt wurde ich in dieser Zeit vor allem durch mein kirchliches Engagement, welches auch meinen Lebensmittelpunkt in der Stadt darstellte. – Und nun ins Priesterseminar? In einer solchen stürmischen Zeit, wo alles hin und her geworfen wird? Bin ich dann noch ein freier Mensch? Ich will nun nach vielen Umbrüchen und Entscheidungen in meinem Leben versuchen, genauer herauszufinden, was Gott für mein ganzes Lebens vorhat, was ganz schön Mut braucht. Meine feste Überzeugung ist: Wenn ich mich Gott zuwende, diesen Mut aufbringen kann, so kann ich wahre Freiheit erleben, die direkt in unser Herz sprechen will. Diese zuverlässige Zuwendung braucht jedoch die freiheitliche Bereitschaft, ja zu sagen, wie in einer guten Freundschaft, die über ein ganzes Leben gehen soll. Dieses „Ja“ zu Gott möchte ich nun näher prüfen und tiefer blicken, ob Gott mich in seine Gemeinschaft rufen will – oder auch nicht.

Als neue Gemeinschaft hier im Priesterseminar, aber auch als Christen als solche können wir immer darauf hoffen, dass Gott uns täglich von neuem seine Güte enthüllt, um uns den Weg zu zeigen, der zum Ziel führt, dass er uns seine Freiheit bedingungslos schenken will.