Erstellt am 4. Oktober 2021 von Dr. Wolfgang Lehner

Kommune 21

So oder so ähnlich lautet der Titel einer viel beachteten Ausstellung des Freisinger Diözesanmuseums über die Augustiner Chorherren, ihr Leben und ihr Wirken in unseren Landstrichen. Viel beachtet, deshalb, weil sich auch die Feuilletons der großen deutschen Tageszeitungen mit der doch eher entlegenen Ausstellung beschäftigt hatten: „Die vergessene Künstlerkommune“ titelte die Süddeutsche, „Mit der Askese hatten es die Herren eher nicht so“, meinte die Frankfurter Allgemeine. Wie auch immer: Die Stichworte „Künstlerkommune“ und „Aszese“ treffen auch für Priester und Seminaristen zu – braucht man, um Priester zu sein oder zu werden doch heutzutage eine Persönlichkeitsstruktur, die sich irgendwo zwischen Künstler und Asket bewegt.

Überraschendes zum Thema „Leben in Gemeinschaft“ bot sich unseren Propädeutikern und unserem Spiritual Andreas Schmidt bei ihrem Besuch in Beuerberg allemal: Neben uns vertrauten Informationen und Bildern zu Spiritualität, Bildung und Alltag der Chorherren setzten die Macher der Ausstellung auch auf Kontrasteffekte. Als pfiffige Vergleiche präsentierten sie alternative Kommunen mit sehr säkularen Lebensentwürfen aus den 1960er-Jahren oder Gruppen, die sich mit bewusstseinserweiternden Substanzen beschäftigten. So abwegig ist der Vergleich nicht: Auch Priester fallen anno 2021 längst unter die Kategorie „exotische Lebensentwürfe.“ Dazu müssen sie weder Asketen noch Künstler sein.