Erstellt am 13. Dezember 2021 von Patrick Schwendinger

Ein alter Adventsbrauch: das Frauentragen

Im Advent gibt es viele Möglichkeiten, sich auf das kommende Weihnachtsfest vorzubereiten. Dabei können unterschiedliche Andachtsformen und Rituale eine Begegnung mit Gott ermöglichen. Der Blick auf lokale Traditionen und das Brauchtum eröffnet uns eine weite Fülle an adventlichen Gebetsformen. Eine dieser Lokaltraditionen wird bei uns im Priesterseminar bewahrt und lebendig weiter gestaltet, nämlich der uralte Brauch des Frauentragens.

Dieser Brauch erinnert uns an die Herbergssuche und stellt für uns eine wunderbare Möglichkeit dar, uns auf den Advent einzustimmen. Der Brauch des Frauentragens ist dadurch charakterisiert, dass eine Marienstatue oder ein Marienbild aus der Kirche in die persönliche Lebenswelt hineingetragen wird. Im Kontext bedeutet dies, dass das Marienbild täglich den Ort wechselt und jeden Tag bei einer anderen Familie – in unserem Fall bei einem anderen Mitbruder – zu Gast sein darf und Herberge findet. Dabei ist es wichtig, dass unserer Lieben Frau ein würdevoller Platz bereitet wird, an welchem auch eine persönliche oder gemeinschaftliche Hausandacht gefeiert werden kann. Die wandernde Muttergottes bringt die adventliche Liturgie in das persönliche Umfeld und die Zeit des Wartens auf die Ankunft unseres Herrn kann dadurch tiefer erfahren werden. Außerdem stärkt dieser Brauch die Gemeinschaft der Betenden untereinander und bietet die Möglichkeit den Advent in der gemeinschaftlichen Marienverehrung neu zu erleben.

In unserem Fall dürfen wir eine „Hodegétria“-Ikone – ein sogenanntes Lukasbild – als Muttergottes auf dem Weg erwarten. Die Ikone stellt Maria als Wegweiserin, die auf Ihren Sohn zeigt, dar. Das Marienbild wird von uns immer feierlich verabschiedet und empfangen. Während der Übergabe bietet es sich daher an, ein Gesätz des Rosenkranzes zu beten oder ein Adventslied zu singen. Im häuslichen Umfeld obliegt es jedem individuell seiner Marienverehrung Ausdruck zu verleihen.

Das Ziel im Priesterseminar ist es jedenfalls den Advent geistlich zu vertiefen und der Brauch des Frauentragens scheint uns dafür recht geeignet. Der Abschluss des Frauentragens findet nun vor der Hl. Nacht statt. Dann wird das Bild der Muttergottes wieder feierlich in die Kirche zurückgebracht. Der Brauch zeigt uns den Weg Marias nochmal in einer erlebbaren Form auf, sie bringt uns schließlich das Licht der Welt – Jesus Christus.