Erstellt am 19. Oktober 2021 von Dr. Wolfgang Lehner

Consensio cantantium – Zum Semesterauftakt

In der Kirche ist viel die Rede davon, mehr aufeinander hören zu wollen. Dahinter kann sich genauso eine unverbindliche Floskel verbergen wie ein ernst gemeintes Anliegen. Für eine Hausgemeinschaft ist die Fähigkeit allerdings unverzichtbar, aufeinander zu hören – das gilt für Seminarkurse und Speisesaal genauso wie für Gebet und Gesang.

Zum Beginn des Wintersemesters muss die neue Hausgemeinschaft zusammenwachsen und zu einer guten Routine finden: Einige Seminaristen haben das Haus Richtung Externitas, Pastoralkurs oder einer anderen Lebensorientierung verlassen; vier Propädeutiker kommen mit ihren Vorstellungen und Gaben neu dazu. Nach drei Semestern Corona-Online-Universität finden endlich, endlich die meisten Lehrveranstaltungen wieder in Präsenz statt; auch studentisches Leben kann sich schrittweise wieder entfalten. Um all diese verschiedenen Bedürfnisse irgendwie unter einen Hut zu bringen, braucht es die Gabe: Nicht nur seine eigenen Interessen lautstarkt zu vertreten, sondern aufeinander zu hören.

Als praktischen Impuls dazu führt unser Liturgiedozent Domzeremoniar Bernhard Stürber mit uns eine kleine Einheit zur Stimmbildung durch. Dass es dabei um mehr geht, als nur darum, die richtige Tonhöhe zu treffen, belegt Bernhard Stürber mit einem Gedanken aus dem Psalmenkommentar des heiligen Augustinus zu Psalm 149: „Chorus est consensio cantantium – ein Chor ist der Zusammenklang von Sängern“. Welche Qualitäten und welche Qualität die neue Hausgemeinschaft aufweist, wird sich erst zeigen. Gebet und Gesang in der Seminarkirche sind nicht alles, aber ohne Gebet und Gesang wäre alles herzlich wenig.