Erstellt am 15. April 2018 von Bernhard Stürber

„… unser ganzes Leben Christus, unserem Gott, überliefern“ – Geistliches Hauswochenende 13.-15.4.2018

Eigentlich hat jeder junge Mann, der in ein Priesterseminar eintritt, irgendein persönliches Verhältnis zur Liturgie. Während der Seminarzeit gibt es dann Kurse, die in diesem Bereich Kenntnisse vermitteln – und nicht zuletzt das Fach Liturgiewissenschaft an der Uni. Trotz alledem haben wir am vergangenen Wochenende einige Gottesdienste mitgefeiert, bei denen wir schon nach wenigen Minuten nur noch ungefähr wussten, was sich gerade zwischen Priester und Chor abspielte, und uns vom nächsten Element einfach überraschen lassen mussten.

Allerdings handelte es sich dabei nicht um liturgische Feiern im römischen Ritus, der in der römisch-katholischen Kirche bis auf sehr wenige Ausnahmen vorherrscht und mit dem wir daher vertraut sind. Wir waren für unser geistliches Hauswochenende in die Abtei Niederaltaich gefahren. Die Klostergemeinschaft dort hat das Privileg und die Aufgabe, nicht nur den eben genannten römischen, sondern auch den byzantinischen Ritus zu feiern. Meist werden feierlich blickende Ikonen, Duft von Rosenweihrauch, urtümlich wirkende Chorgesänge und Priester mit langen Bärten und Zöpfen mit der orthodoxen Kirche verbunden – und das nicht zu Unrecht, denn in dieser Konfession wird der byzantinische Ritus am häufigsten gefeiert. Doch weil sich diese Art und Weise, Liturgie zu feiern, parallel zum römischen Ritus schon lange entwickelt hatte, als im Hochmittelalter die Kircheneinheit zwischen West- und Ostkirche verloren ging, wird sie auch aus römisch-katholischer Perspektive als ebenso legitim angesehen wie der römische Ritus. Vor allem verschiedene kleinere Kirchen im Osten, die die Gemeinschaft mit dem Papst wieder aufgenommen haben, feiern als Katholiken den byzantinischen Ritus. Und eben eine Gruppe von Mönchen aus Niederaltaich: Sie griffen in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Anregung Papst Pius‘ XI auf, der durch die Kenntnis der byzantinischen Liturgie im Westen die Ökumene fördern wollte.

Wie also sollten wir mit einem Gottesdienst umgehen, bei dem es sich offensichtlich um hohe Liturgie handelte, dem wir intellektuell aber kaum folgen konnten? Dazu gab uns P. Johannes Hauck OSB in seinen Impulsen wichtige Hinweise. Wir wurden angeregt, uns einfach ganz auf das Geschehen einzulassen, uns ganz in die Feier hineinzugeben und uns beschenken zu lassen. Diesen ganzheitlichen Zugang können wir jetzt auch Zuhause in unsere gewohnten liturgischen Feiern mitnehmen und mit ihnen bewusster umgehen. Ein wichtiges Element, auf das es sich einzulassen galt, waren die schönen, poetischen Texte. Der folgende Vers kehrt im byzantinischen Ritus immer wieder. Vor seinem Anspruch kann man erschrecken, aber wozu soll Liturgie eigentlich führen, wenn nicht dazu?

Unserer allheiligen, allreinen, hochgelobten und ruhmreichen Herrin, der Gottesgebärerin und immerwährenden Jungfrau Maria mit allen Heiligen gedenkend, wollen wir uns selbst und einander und unser ganzes Leben Christus, unserem Gott, überliefern.