Erstellt am 14. Dezember 2018 von Michael Korell

Bussi an den Rändern

Die ganze Bandbreite des menschlichen Lebens begegnet uns im Seminar immer wieder; dieses Mal war es aber kein hoher Würdenträger, sondern unsere täglichen Essensgäste, die uns zum adventlichen Fest beehrten.

Der Andrang war groß, die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt, sodass noch eilig Bierbänke aufgestellt werden mussten. In der feierlichen Vesper predigte der Spiritual menschennah von der Stille, in der wir Gott begegnen dürfen und von dem inneren Frieden, den er uns schenkt. Viele waren offensichtlich sehr berührt. Ein Pärchen von der Straße sogar so sehr, wie später einige serbische Herren anmerkten: „Die Bussi in Kirche! Nix Bussi in Kirche!“

Beim gemeinsamen Mahl im Anschluss war die ganze Hauskommunität im Einsatz, während der Subregens das Rindsgulasch auf die Teller lud, zapften einige Getränke, andere wiederum brachten Schokoladenkuchen zu den Gästen.

Viele schöne und angeregte Gespräche durften entstehen; ein Seminarist begegnete gar einer Klassenkameradin aus früheren Schultagen wieder. Zum Schluss, als alle Rosenkränze einer älteren Dame im Weihwasserbecken gewaschen waren und die Besucher wieder weiterzogen, klang der anstrengende aber schöne Abend noch gemütlich im hauseigenen Stüberl aus und bot Raum, zu reflektieren.

Der Abend zeigte eindrücklich, dass Gott keine Ränder kennt, nur wir Menschen. Aber man diese auch ganz einfach ab und an zum Mittelpunkt machen kann.