Erstellt am 6. November 2017 von Korbinian Stegemeyer

„Hier ist Gottes Haus!“

Jemandem, der regelmäßig die Georgenstraße entlanggeht, könnte am Montag dieser Woche etwas aufgefallen sein: Am Eingang des Priesterseminars schaukelten zwei Fahnen im schwachen, aber kalten Novemberwind. Warum muss der Seminarist, der für die Fahnen zuständig ist, sich am 6. November an die Arbeit machen? Am selben Tag des Jahres 1983 weihte Friedrich Kardinal Wetter die Kirche des Münchner Priesterseminars.

Wenn der Spaziergänger nicht der Georgenstraße weiter folgt, sondern bei der Nummer 14 über eine kleine Gasse den Leopoldpark betritt, wird ihm wohl die etwas unförmige Ausbuchtung an dem langgestreckten Haus auffallen, das ansonsten wie ein Studentenwohnheim aussieht. Was von außen mit Graffiti besprüht ist, ist innen der Mittelpunkt des Priesterseminars. Hier versammelt sich die Seminargemeinschaft zum Gebet; hier kann der Einzelne hinkommen, um aus dem Alltag heraus vor Gott zu treten. Am 6. November wird uns das jedes Jahr besonders deutlich: Dann übernimmt das Priesterseminar nämlich für einen Tag die Ewige Anbetung in der Erzdiözese. Jeder Seminarist verbrachte mindestens eine halbe Stunde vor dem Allerheiligsten, um für unser Bistum und um Berufungen zu beten.

In der Vesper sangen wir dann in einer Antiphon: „Hier ist Gottes Haus!“ Tatsächlich: Zwischen Georgenstraße und Leopoldpark, zwischen Maxvorstadt und Schwabing, mitten in München möchte Gott Menschen zu sich rufen – und nicht nur dort.