Erstellt am 26. November 2015 von Felix Wegmann

Passauer Begegnungen: Altbischof Wilhelm Schraml

Heutzutage wird der Begriff „Fiat“ von den meisten Menschen mit der italienischen Automarke in Verbindung gebracht. Wie viel mehr aber hinter diesem einen Wort steckt, verdeutlichte der Passauer Altbischof Wilhelm Schraml den Propädeutikern bei ihrer Wallfahrt nach Altötting.

Samstag, 14. November 2015, kurz nach 9 Uhr – Am Altöttinger Kapellplatz warten die neuen Seminaristen des Passauer Propädeutikums auf den Beginn der Heiligen Messe. Der Kapellplatz ist noch weitgehend leer, nur die Devotionalienläden beginnen allmählich den Betrieb aufzunehmen. Eine Gruppe junger Männer steht an einem Samstagmorgen in der Nebensaison alleine auf dem Kapellplatz. Das fällt auf! Es dauert nicht lange, bis erste Passanten auf uns zukommen und fragen, woher wir herkommen. Teilweise werden wir sogar auf Anhieb als Seminaristen identifiziert. Die Überraschung ist zunächst groß bis wir erfahren, dass es einen Aushang gibt, auf dem alle angemeldeten Pilgergruppen angekündigt werden.

10 Uhr – Die Heilige Kapelle ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Neben den Stammkirchgängern und anderen Wallfahrern sind auch einige Leute gekommen, um sich die Seminaristen anzuschauen. Der Besuch scheint so wichtig, dass sogar die Presse anwesend ist, um mit uns die Heilige Messe vor dem Gnadenbild zu feiern, welches in voller Pracht erstrahlt.

Hier wird das „Fiat“ lebendig, betonte Altbischof Schraml in seiner Predigt. Das „Fiat“ welches eben viel mehr ist, als ein Auto. Das Wort „Fiat“ bedeutet im Deutschen „Es geschehe […]“ und begegnet uns beispielsweise im mittäglichen Angelus-Gebet. Auf die Botschaft des Engels, in welcher ihr die Geburt Jesu verkündet wird, antwortete Maria: „Mir geschehe [wie Du es gesagt hast]“. Maria, die in diesem Moment gar nicht fassen konnte, was mit Ihr passiert und dem Engel durchaus Verwunderung entgegenbrachte, entschied sich für Gott und somit auch für das Ungewisse, erklärte der Bischof. Die drei von Gott gegebenen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe ermöglichen es, dass wir uns auf Gott einlassen und immer wieder unser persönliches „Fiat“ sprechen. Wenn wir also im Vertrauen mit Gott gehen und Zuversicht haben, wird es uns auch in Tagen, in denen die Entscheidung für die priesterliche Berufung keine Selbstverständlichkeit mehr ist, leichter fallen, die Nachfolge Christi zu beschreiten, unterstrich Bischof Schraml.

Beim anschließenden Mittagessen nahm sich der Altbischof zwei Stunden Zeit und erkundigte sich interessiert nach den bisherigen Lebenswegen der Propädeutiker. Danach hatten wir noch Gelegenheit, dass nähere Umfeld des Kapellplatzes zu erkunden. Dabei besuchten wir unter anderem die Basilika St. Anna, welche von Johann Baptist Schott errichtet wurde, der auch die ursprüngliche Passauer Seminarkirche entworfen hat. Mit einem Besuch am Grab des Heiligen Bruder Konrad verabschiedeten wir uns aus Altötting.

Auf unserem Rückweg nach Passau machten wir noch Halt in Markl am Inn, wo wir im Geburtshaus von Papst em. Benedikt XVI. an einer Führung, durch das von geistlichen Impulsen geprägte Museum, teilgenommen haben.

Mit dem Gebet der Vesper am Taufstein des Heiligen Vaters in der Pfarrkirche St. Oswald beendet wir unseren „Wandertag“ und kehrten am Abend begeistert von den zahlreichen Eindrücken und gestärkt durch die geistlichen Worte ins Seminar auf dem Passauer Domberg zurück.

 „Passauer Begegnungen“ ist eine Reihe von Berichten der Münchner Seminaristen, die sich zurzeit im Passauer Propädeutikum befinden.