Erstellt am 1. November 2015 von Mark Eylitz

Bericht von der Familiensynode

Am 29.10 gab es ausnahmsweise einen aktuellen und seriösen Anlass, das Korbiniansstüberl aufzusuchen. Nein, es handelte sich nicht um das Eintreffen einer neuen Bierlieferung, wobei die Gäste auch an diesem Abend natürlich nicht auf dem Trockenen sitzen bleiben mussten; aber dazu später. Das Stüberl füllte sich an diesem Abend mit Seminaristen, Hausleitung und einigen anderen Gästen, um P. Russell Pollitt SJ zu empfangen. P. Pollitt, Leiter des „Jesuit Institute of South Africa“ in Johannesburg und Sonderkorrespondent der englischsprachigen Sektion von Radio Vatikan an der Außerordentliche Pastoralsynode der Bischöfe zu Familienfragen in Rom, und zudem langjähriger Bekannter unserer Schwester Maria Irmengard Thalmeier aus ihrer Zeit in Südafrika, war für einige Tage zu Gast in München und gab uns Gelegenheit, die Verhandlungen und Ergebnisse der eben erst beendeten Synode sozusagen „aus erster Hand“ erfahren zu können.


Der Spiritual hatte für diesen hochinteressanten Abend eigens südafrikanischen Wein spendiert und die bewährte Gastlichkeit des Chefwirts sorgte für das sonstige Wohl der Gerstensaftfraktion. P. Pollitt, dessen Institut auch die mediale Beratung und Schulung von Priestern und Bischöfen in Südafrika verantwortet, erwies sich als scharfsinniger und kenntnisreicher Beobachter, der neben den medial bereits  bekannten Entwicklungen und Ergebnissen der Synode auch Licht hinter manche „verborgenen“ Mechanismen zu entzünden vermochte. Seiner Ansicht nach seien weniger die ohnehin oft einseitigen und überzogenen Erwartungen der weltlichen Medien und besonders der westlichen Öffentlichkeit das „Neue“ an dieser Synode gewesen, sondern die Art und Weise, in welcher, für manche Synodenväter wohl ungewohnt offen, diskutiert und auch gerungen wurde.

P. Pollitt machte deutlich, dass neben den vor allem im begrenzten medialen Fokus stehenden „heißen Eisen“ – Empfang der Sakramente von wiederverheirateten Geschiedenen, „Homo-Ehe“ – auch viele andere und für manchen auch akutere Punkte auf der Agenda gestanden hätten: von der bedrohlichen Lage der Christen im Nahen und Mittleren Osten über die Bedrohung der Familien durch Kriminalität und häusliche Gewalt bis hin zu den antikirchlichen Entwicklungen, denen sich die Katholiken der USA durch die Gesundheitspolitik der Regierung Obama ausgesetzt sehen. Leider seien diese Punkte jedoch global kaum beachtet worden, so P. Pollitt. Ein generelles Problem konstatierte er auch aufgrund der oft mangelnden theologischen Expertise unter den Synodenteilnehmern. Pastoral und Lehre der Kirche seien nicht voneinander zu trennen, doch bräuchte es gerade bei schwierigen Diskussionen die nötige Verwurzelung in beiden Bereichen, wie P. Pollitt insistierte.
Der Abend endete schließlich in einer durchaus angeregten Diskussion über das Gehörte und erwies sich somit ganz eindeutig als ungemein bereichernd. Ein herzliches Vergelt´s Gott sei an dieser Stelle auch noch einmal an Schwester Irmengard ausgesprochen, die diese Begegnung möglich gemacht hat.