Erstellt am 16. September 2014 von WL

Seminar in Sachen Straßenmission: Corso Leopold

„Da vorne auf der Leopoldstraße stehen so viele Gruppen, da können wir uns auch leicht hinstellen.“ Treffender als dies ein Seminarist tut, lässt sich kaum formulieren, warum das Priesterseminar auf dem Corso Leopold einen eigenen Stand hat. Bei diesem bunten Straßenfest, das sich vom Odeonsplatz bis zur Münchener Freiheit hinzieht, zeigt sich, was Pluralität und Vielfalt bedeutet: Peruanische Volkstänze und Straßenkünstler sind genauso zu sehen wie Stände von Lebensschützern, Tieraktivisten oder Glaubenskritikern (bei deren antikirchlichen Karikaturen man sich fragt, ob sie sich auch mit Judentum oder Islam derart beleidigende Lustigkeiten erlauben würden). Unser Seminar ergänzt, was sonst fehlen würde: die katholische Seite Münchens.

Ein Wochenende mit Straßenmission ist also angesagt: den Menschen ein Bibelwort anbieten, mit etlichen ins Gespräch kommen, links liegen gelassen werden, manche Lebensgeschichte hören, einen blöden Spruch kassieren, ein Gebetsanliegen entgegennehmen. Man weiß nie, was kommt.

Auch wenn das Gerücht hartnäckig ist: Ein Seminar ist keine Welt für sich, sondern empfängt Impulse von draußen und wirkt nach draußen. So stellen sich zwei Tage lang die Seminaristen unserer Gemeinschaft auf die Leopoldstraße und versuchen – wie es die Predigt von Spiritual Dr. Schmidt in der samstäglichen Morgenmesse grundgelegt hat – nach Art des Sämanns viel guten Samen unter die Menschen zu bringen. Die eucharistische Anbetung, die parallel zur Straßenmission in der Seminarkirche stattfindet, unterstreicht dabei: Im letzten kommt es nicht auf unser Tun an, sondern auf das Wirken des Herrn.

Straßenmission ist aber nicht nur ein Geben, sondern auch ein Nehmen: Erfahrungen zu sammeln und untereinander auszutauschen gehört genauso dazu wie überrascht festzustellen, dass gerade auch jüngere Passanten für den Glauben offen und zu einem Gespräch bereit sind. Und immer wieder die Erkenntnis: in einer guten Gemeinschaft missionarisch tätig zu sein, ist erfüllend und macht sogar Freude und Spaß. Zwei volle, aber auch zwei erfüllte Tage liegen hinter uns.