Erstellt am 27. April 2014 von RD

Geistliches Hauswochenende am 25.-27.04.2014

„Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben!“ (Apg. 4,20)

Unter diesem Motto stand das Wochenende der Recollectio. Am Freitag begrüßte die Hausgemeinschaft Prof. Wucherpfennig SJ, Professor für Neues Testament an der Hochschule St. Georgen. Thema des geistlichen Hauswochenendes war die Nachfolge Christi auf dem Weg des Priesters.

Während der zwei Tage befassten wir uns mit der Lectio Divina des Johannesevangeliums unter der Perspektive: Was kann ich als Lehrling von Jesus für mein (zukünftiges) Priestersein lernen? Wie sieht Jesu priesterliche Existenz im Johannesevangelium aus? Wie geht er als Priester mit den Menschen um? Diesen Fragen versuchten wir in den privaten Betrachtungszeiten und nachzugehen und im Schweigen eine persönliche Antwort darauf zu finden.

In den drei Impulsen des Referenten wurden drei Schwerpunkte in Hinblick auf das Priestertum Jesu gesetzt: Im ersten Impuls setzten wir uns mit der priesterlichen Existenz Jesu im Allgemeinen auseinander. Der korrupte Tempelkult und die jüdischen Institutionen im Neuen Testament haben nichts mit dem Priesterbild Jesu gemein. In ihm zeichnet sich der Wandel vom vererbbaren Priestertum der Leviten zu der Vorstellung eines himmlischen Hohepriester, der die Liturgie im Himmel vollzieht, ab. Sein Priestertum ist eher mit der Berufung der alttestamentlichen Propheten zu vergleichen. Auch diese sammelten einen Kreis von Jüngern um sich, die bei ihnen in die Lehre gingen und sie nachahmten. Außerdem wurde auf das Auftreten Jesu in den sieben Wundertaten hingewiesen, beispielsweise das Verhältnis zu seiner Mutter bei der Hochzeit zu Kana, die Freiheit gegenüber seinen Jüngern nach der Brotrede, seine Liebe für die Blindgeborenen von Jericho und seine Freundschaft zu Maria und Martha in Hinblick auf die Auferweckung des Lazarus.

Im zweiten Impuls wurde Jesus als Mann betrachtet. In der jüdischen Kultur definiert sich ein Mann über die Vaterschaft, d.h. er wird erst dann richtig zum Mann, wenn er Vater wird. Jesus dagegen wird immer als Sohn dargestellt und geht ganz in der Rolle des Sohnes auf. Jesus wird wir als Priester auch kein leiblicher Vater. Aber dennoch bringt er Frucht. Diese besteht allerdings in keiner Ersatztätigkeit. Auch bindet er seine Jünger nicht an sich, sondern er sieht seine Frucht darin, dass auch seine Jünger Frucht bringen.

Im dritten Impuls standen die Frauen im Mittelpunkt der Betrachtung, bzw. das Verhältnis Jesu zu ihnen. Er steht mit Martha, Maria, Maria Magdalena und der Samariterin in einem vertraulichen Verhältnis. So hat er keinerlei Scheu vor ihnen und nimmt sich Zeit für sie. Dennoch ist diese Beziehung transparent und wird nie ins Private verlagert. Eine Sonderstellung nimmt Maria, die Mutter Jesu, ein, die nur bei der Hochzeit zu Kana und in der Kreuzigungsszene erwähnt wird. Aber sie ist da, als der Schmerz am größten und Jesus allein und verlassen ist. Dies ist auch der Platz der Kirche, bei den Menschen, die Schmerz erfahren und durchleiden müssen.

Am Sonntag tauschte sich die Seminargemeinschaft über die Ergebnisse der persönlichen Betrachtung aus, jeder nannte einen Bibelvers, der ihn für seine Nachfolge Jesu auf dem priesterlichen Weg besonders angesprochen hat. Den Abschluss des geistlichen Hauswochenendes bildete der feierliche Gottesdienst. In der Predigt wurde das Thema noch einmal reflektiert und in Hinblick auf den ungläubigen Thomas die Frage gestellt: „Wie geschieht das, dass Menschen zum Glauben kommen?“