Erstellt am 16. November 2013 von RD

Bayerischer Seminaristentag in Regensburg am 16.11.13

„Danke, kein Interesse!

Am Samstag, dem 16.11.13, versammelten sich etwa 200 Seminaristen samt ihren Hausleitungen aus allen Priesterseminaren der bayrischen Kirchenprovinzen zum Bayerischen Seminaristentag in Regensburg.  Kalt ist das Pflaster auf dem Bismarckplatz. Kalt sind meine Hände, kälter noch die Füße. Viele Menschen rennen zielstrebig von einem Ort zum anderen, Einkaufstüten in der Hand. Manche alleine, manche als Pärchen, andere in einer ganzen Gruppe. Dort stehen einige Imbissstände, wo Essen verkauft wird. Es bilden sich lange Schlangen. Und ich stehe mit einem Mitbruder ein bisschen ratlos da in der Mitte. Was nun? Wen soll ich ansprechen?  Die Oma da mit dem Opa, die ganz sympathisch ausschauen, oder die Gruppe Jugendlicher, die da lachend auf mich zukommt? Oder doch lieber die Frau im mittleren Alter mit Rad? Meine Hände umklammern die Postkarte. Ich traue mich nicht. Doch jetzt los! „Darf ich Sie für morgen zum Sonntagsgottesdienst einladen? Darf ich Ihnen das hier mitgeben?“ So blöde Fragen! „Kein Interesse!“, „Nein, Danke!“, die Antworten, mit denen mich die vorbeirauschenden Fußgänger abspeisen. Ich komme mir etwas blöd vor. Nochmal. „Das ist aber schön, dass Sie das machen! Das freut uns!“. Auch das gibt’s! Tausend verschiedene Menschen, tausend verschiedene Antworten und Reaktionen. Es ist doch gar nicht so schlimm. Es macht Spass!

So oder so ähnlich hat die „Straßenmission“ der Seminaristen am Samstagnachmittag in der Regensburger Altstadt ausgesehen – so das Motto des bayrischen Seminaristentages.

Frühmorgens um halb 8 machten wir uns gemeinsam mit dem Georgianum im Bus auf den Weg nach Regensburg. Dort angekommen begannen wir den gemeinsamen Tag mit dem Gottesdienst in der Seminarkirche, gestaltet vom Priesterseminar Würzburg. In der Predigt ging der Regensburger Regens Martin Priller auf das Wörtchen „Noch“ ein: dass wir uns nicht von Fragen wie „Gibt’s euch denn auch noch?“ ins Bockshorn jagen lassen sollten, sondern im Gegenteil dafür sorgen müssten, dass der Menschensohn noch Glauben vorfinde, wenn er wiederkomme.

Im Anschluss daran hielt uns Magister Otto Neubauer aus Wien einen Vortrag über Neuevangelisierung und Straßenmission als mögliche zukünftige Wege der Kirche und berichtete uns aus seinem reichen Erfahrungsschatz. Er sagte, dass die Kirche der Zukunft von ihrem hohen Ross herabsteigen und sich in eine demütige Kirche verwandeln müsse. Wir als Kirche sollten auf die Menschen zugehen, nach außen gehen und sich öffnen, so wie auch Jesus zu uns Menschen gekommen sei. Dabei müssten wir in Kauf nehmen, nicht immer alles im Griff zu haben, uns destabilisieren und uns vom Schmutz der Welt beschmutzen lassen. Wir müssten uns von den Menschen, die uns so sehr brauchten, in die Wunden der Welt hineinziehen  und uns von ihnen verletzen lassen und mit ihnen mitleiden. Denn der einzige Unterschied bestehe darin, dass wir im Gegensatz zu den vielen anderen Menschen Gottes Barmherzigkeit schon erfahren durften.

Nach diesem sehr eindrucksvollen Schilderungen und einer kleinen Stärkung in der Mittagspause ging es schließlich daran, das eben gehörte in die Tat umzusetzen. Ausgerüstet mit einigen Postkarten mit der Einladung in den Sonntagsgottesdienst, begannen wir unsere Mission. In Zweierpärchen zogen wir wie der biblische Hirte in die Regensburger Altstadt aus, um die Karten an die Frau und an den Mann zu bringen, und die Schafe zu suchen. Begleitet wurde diese Aktion mit Gebet für die Missionare und die Menschen, denen wir begegnet sind, vor dem ausgesetzten Allerheiligsten.

Nachdem wir uns bei Kaffee und Kuchen wieder etwas aufgewärmt hatten, tauschten wir uns mit Mag. Neubauer über die verschiedenen Erlebnisse der Straßenmission aus. Ganz unterschiedlich fielen die Reaktionen und Antworten der angesprochenen Personen aus. Von Desinteresse und Gleichgültigkeit bis hin zu guten Glaubensgesprächen, erfreuten Kommentaren und Ermutigungen, war alles vertreten. Das Ziel dieser Straßenmission sei es gewesen, Begegnung zu ermöglichen, so Magister Neubauer. Ihm ist auf all Fälle Recht zu geben, denn mehr als alles andere war es eine Schule der Offenheit für uns selbst.

Am Abend feierten wir mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die feierliche Vesper in der Alten Kapelle zu Regensburg, bevor der Abend dann gemütlich beim Stehempfang ausklang.